Was ist Musiktherapie?
Musiktherapie (MT) ist ein kreatives, psychotherapeutisches Verfahren. Das Medium Musik wird gezielt eingesetzt, um Menschen in ihrer geistig-seelisch-körperlichen Entwicklung zu unterstützen. Musik kann uns Menschen tief berühren. Sie lässt uns in Gefühlsbereiche eintauchen, für die es oft keine Worte gibt.
In der aktiven MT kann über das freie, intuitive Spiel – die Improvisation – das Ausdruck finden, was uns im Moment bewegt, belastet oder noch unbewusst ist. Das Unsagbare, Unfassbare kann sich hörbar machen und neue Erfahrungsräume öffnen. Im kreativen Spiel mit Klang, Geräuschen, Rhythmus, Melodie und Stimme können unterschiedliche Formen der Begegnung entstehen – vertraute Beziehungsmuster erkannt und neue Verhaltensweisen erprobt werden. In der rezeptiven MT werden Klänge bzw. Musik hörend aufgenommen. Dabei können innere Bilder oder Empfindungen entstehen, ein inneres Erleben sowie Symbolisierungsprozesse angeregt werden. Das Erlebte wird im gemeinsamen Gespräch reflektiert und in den jeweiligen Lebenskontext eingeordnet. Dies kann einzeln oder in der Gruppe stattfinden. Musiktherapie sucht die Verbindung zu – manchmal verschütteten – Ressourcen und Kraftquellen. Die zur Verfügung stehenden Instrumente sind vielfältig und leicht zu spielen. Es bedarf dazu keiner musikalischen Vorkenntnisse.
Wie wirkt der Einsatz von Musik?
In allen Kulturen wusste man seit jeher um die besondere Heilkraft der Musik. Sie bringt uns mit Erinnerungen, Stimmungen, Bildern und Gefühlen in Kontakt und löst so Bewegung in unserem Inneren aus. Dabei kann sie auf Offenes, Weiches, Fließendes oder aber auch Verschlossenes, Verhärtetes, Verdichtetes stoßen. Es können schmerzliche Erfahrungen berührt werden, die zum Schutz in einer überfordernden Lebenssituation ins Unterbewusste verschoben wurden. Das kann Traurigkeit, Angst oder Wut sein, aber auch etwas ganz Zartes oder Verletzliches. Sich diesen oftmals „ungeliebten“ Gefühlen behutsam zu nähern, ihnen einen Ausdruck über die Musik zu geben und sie hör- und fühlbar werden zu lassen, ist ein wichtiger heilsamer Schritt. Die Heilkraft der Musik unterstützt uns also auf mehrfache Art: Sie verbindet uns wieder mit unseren Gefühlen – denn Gefühle zu haben und sie zu spüren ist gesund und macht uns lebendig. Sie spendet Trost und Halt, während wir die abgespaltenen Gefühle liebevoll wieder zu uns zurücknehmen. Und sie erinnert uns an unsere ursprünglichste Form von Gesundheit – eine uns innewohnende heile Ordnung – dem Einklang.
Wenn wir uns mit der Musik frei ausdrücken dürfen, spüren wir, wo es eng wird – wo wir den Mut verlieren – wo wir uns selbst verlassen oder verstummen – wo wir Schutzmauern aufbauen. Ebenso erleben wir, wo es anfängt zu fließen – wo Freude, Leichtigkeit und Neugierde in uns auftaucht – wo wir mit anderen Menschen mühelos zu kommunizieren beginnen. Dieser spielerische Weg der musikalischen Selbsterfahrung lädt uns ein weiterzugehen – ermutigt, uns von alten Begrenzungen freizumachen und neue, gesündere Verhaltensweisen auszuprobieren. Im gemeinsamen Spiel gehört zu werden, seinen Platz einzunehmen und mit den Mitspielern in Kontakt zu sein, berührt uns Menschen in unseren tiefsten Grundbedürfnissen. Im kreativen musikalischen Spiel können wir uns verbinden, direkt und wirksam kommunizieren. Wir können unsere eigene Kraft und Stärke hörbar erleben und Zugang zu unseren Kraftquellen finden. Ein „im Fluss sein“ aktiviert unsere natürlichen Kräfte der Selbstregulation und Selbstheilung. Die Balance zwischen Körper, Geist, Gefühl und Seele vermag sich wieder herzustellen.
Wobei kann Musiktherapie unterstützen?
- Abbau von Stress
- Befreiung von Ängsten
- Aktivierung der Selbstheilungskräfte
- Wahrnehmen und Erleben eigener Stärken und Ressourcen
- Entwicklung neuer Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle und Bedürfnisse
- Loslassen von starren Gedankenmustern
- Vertiefung der Selbstwahrnehmung
- Freilegen des kreativen Potenzials
- Lebensfreude entdecken
- Depression
- Verarbeitung von Trauer
- psychosomatischen Störungen
- Burnout und Erschöpfungssyndromen
- Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen
- Traumafolgestörungen
- psychosomatisch bedingten Schmerzen
- chronischem Schmerz
- Selbstvertrauen und Selbstwert entwickeln
- Kontakt- und Beziehungsfähigkeit stärken
- Finden einer klareren Ausrichtung in schwierigen Lebenssituationen
- u.a.m.